Knalleffekt: Vöcklabrucker Gemeinderat hebt die Fußgängerzone wieder auf
Von Edmund Brandner, 04. Juli 2025, 13:55 Uhr
VÖCKLABRUCK. ÖVP, FPÖ und Neos überraschten SPÖ und Grüne mit einem Eilantrag.

Sie haben es wieder getan: Die Vöcklabrucker Stadtpolitik schlägt ein weiteres Mal einen Haken bei ihrer Verkehrsgestaltung am Stadtplatz. Zwei Jahre, nachdem dort nach ewigen Diskussionen eine Fußgängerzone geschaffen wurde, und ein Jahr, nachdem diese zeitlich wieder eingeschränkt wurde (sie gilt an Nachmittagen von Mai bis September), verabschiedete sich der Gemeinderat am Donnerstag wieder von der verkehrsberuhigenden Maßnahme.
Handel schlug Alarm
Völlig überraschend für die anderen Fraktionen beschloss eine Mehrheit von ÖVP, FPÖ und Neos durch einen Eilantrag im Gemeinderat die „Rücknahme der temporären Fußgängerzone“. Ihre Begründung: Verzweifelte Innenstadthändler seien auf sie zugekommen. Das Stadtzentrum sei im Sommer wie leergefegt, dies habe wesentlich mit der Fußgängerzone zu tun: Kunden könnten mit dem Auto nicht bis vors Geschäft fahren. „Manche Betriebe müssen inzwischen auf Rücklagen zurückgreifen, auch Entlassungen gab es bereits“, erklärte Vizebürgermeister David Soucek-Hofmann (ÖVP) in der emotionalen Sitzung. „Wir müssen Verantwortung zeigen und dürfen nicht an etwas festhalten, was nicht funktioniert.“
Die Neos, die so wie die ÖVP vor zwei Jahren die Fußgängerzone noch mitbeschlossen hatten, rechtfertigten ihren Schwenk. „Ich begrüßte den Versuch, aber es ist für die Innenstadtbetriebe mittlerweile fünf Minuten nach zwölf. Wir müssen realistisch sein und reagieren“, sagte Neos-Fraktionsobmann Gerald Heinke.
SPÖ und Grüne reagierten empört. Nicht nur, weil sie sich überrumpelt fühlen. SPÖ-Fraktionsvorsitzender Andreas Löhr sprach von einem „schweren Foul“. Es gebe kein einziges neues Argument, ÖVP, FPÖ und Neos hätten die anderen Fraktionen informieren sollen, ein „Eilantrag“ sei nicht nötig gewesen. Stadtrat Stefan Maier appellierte an die Verantwortung der ÖVP gegenüber der Bevölkerung und warf ihr vor, „beim kleinsten Gegenwind umzufallen“.
Stadträtin Sonja Pickhardt-Kröpfel (Grüne) räumte ein, dass es der Wirtschaft im Stadtzentrum schlecht gehe. Aber das habe strukturelle Ursachen wie den Boom des Onlinehandels. Der Trend gehe dagegen international zum Zurückdrängen des Autoverkehrs aus Innenstädten, um diese zu attraktivieren.
Die Befürworter der Fußgängerzone räumten in der Sitzung ein, dass die Fußgängerzone Begleitmaßnahmen gebraucht hätte. Diese waren zwar beschlossen worden, fielen zum Teil jedoch dem Spardruck zum Opfer.
Gegenanträge scheiterten
Grüne und SPÖ versuchten es verzweifelt mit Gegenanträgen: Die Grünen schlugen vor, die Entscheidung zu vertagen und im Mobilitätsausschuss noch einmal zu diskutieren. Die SPÖ beantragte (nicht zum ersten Mal), die Sache durch eine Volksbefragung zu entscheiden. Beides lehnten ÖVP, FPÖ und die Neos mit ihrer gemeinsamen Mehrheit ab.
Weil für die Abschaffung der Fußgängerzone noch eine Verordnung erstellt und diese gesondert vom Gemeinderat verabschiedet werden muss, bleibt die Fuzo in diesem Sommer noch bestehen. Die nächste reguläre Sitzung ist am 30. September.
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