Pro Fuzo: Vöcklabruck soll sich Linz zum Vorbild nehmen

Der Linzer Hauptplatz wird autofrei. Vöcklabruck hat die Fußgängerzone abgeschafft

Am 15. Juli wird der Linzer Hauptplatz autofrei. Dies nimmt die Initiative „pro Fuzo“ zum Anlass einmal mehr ein Ganztags-Fußgängerzone am Vöcklabrucker Stadtplatz zu fordern. Während andere Städte ihre Hauptplätze autofrei machen, schaltet Vöcklabruck den Rückwärtsgang ein, kritisiert „pro Fuzo“. Bekanntlich wurde letztes Jahr mehrheitlich (VP, SP, FP) vom Gemeinderat das Aus für die seit 1990 bestehende Fußgängerzone am oberen Stadtplatz und stattdessen eine Begegnungzonen-Verordnung beschlossen. Auch die kürzlich von schwarz-rot-blau verabschiedete Mini-FUZO (Fußgängerzone ab 18 Uhr und an Sams-, Sonn- und Feiertagen) ist kein Ersatz für eine fußgängerfreundliche ganztägige Lösung, so die Initiative. Pro Fuzo fordert mit der künftigen Gestaltung des Stadtplatzes eine neue Debatte über eine ganztägige, saisonale Fußgängerzone mit einer Befragung der Bevölkerung.

Bürgerbeteiligung zur Begegnungszone

Bekanntlich hat der Gemeinderat mehrheitlich (ÖVP, FPÖ, SPÖ) eine Verordnung für eine ganzjährige Begegnungszone sowie eine Planung für deren Gestaltung beschlossen. Drei Vöcklabrucker Architekturbüros haben gemeinsam einen Gestaltungsvorschlag gemacht und laden die Bevölkerung zum Mit-Denken und Mit-Planen ein:

Kernfrage bei der Planung ist: Was muss die Vöcklabrucker Begegnungszone können? Auf Basis rechtlicher und gesetzlicher Vorgaben und Erkenntnisse des Innenstadt-Impuls-Programms werden eine Entschleunigung des Verkehrs, erhöhte Sicherheit, Gleichberechtigung sowie Bewegungsfreiheit aller Verkehrsteilnehmer und eine Steigerung der Aufenthaltsqualität angestrebt. Dies bedingt unter anderem Maßnahmen wie eine Veränderung der Verkehrsführung und die Verringerung der Anzahl an Parkplätzen. Dafür sollen der bestehende Grünanteil erhalten und erweitert und attraktive Verweilzonen für unterschiedliche Nutzer- und Altersgruppen geschaffen werden.

Der aktuelle Planungsstand wird nun öffentlich gezeigt und diskutiert werden. Dafür dienen Pläne, Modell und eine 1:1 Simulation der geplanten Maßnahmen direkt vor Ort als Diskussionsgrundlage.

Die Bürgerbeteiligung wird am Donnerstag 5. März von 15 bis 20 Uhr, sowie am Freitag 6. März von 9 bis 13 Uhr am Stadtplatz 12 – Arkadenhof stattfinden. Die Präsentation der Vorschläge seitens der Architekten ist am Donnerstag um 16 und am Freitag um 10 Uhr.

Die Termine sind thematisch nicht aufbauend, sondern sollen durch die zeitliche Streuung möglichst vielen Leuten die Möglichkeit geben, dabei zu sein. Ziel ist ein Austausch von Wünschen, Anregungen und Ideen zwischen ArchitektInnen und BürgerInnen auf Augenhöhe.

In weiterer Folge sind die ArchitektInnen bestrebt, Erkenntnisse aus der Bürgerbeteiligung im Entwurf zu integrieren bzw. diesen zu adaptieren. Die vertiefte Planung soll schließlich in die bauliche Umsetzung münden, die noch 2020 gestartet werden soll.

Auch wenn eine Reaktivierung der Fußgängerzone an den politischen Mehrheitsverhältnissen gescheitert ist, rufen wir dazu auf, sich in diesem Prozess zu beteiligen und für eine möglichst Fußgängerfreundliche Lösung einzutreten.


Schafft eine Begegnungszone Sicherheit & Aufenthaltsqualität und verhindert das Durchfahren?

Im Rahmen der Bürgerbeteiligung zur Innenstadtentwicklung äußerten sich sehr viele BürgerInnen kritisch zur derzeitigen Begegnungszone am Stadtplatz. Eltern von Kindern bemängelten die Gefahren durch den Autoverkehr. In vielen Wortmeldungen gab es Kritik an den Durchfahrenden, die die Abkürzung vom Norden in den Süden nutzen und teilweise sehr schnell unterwegs sind. Verkehrsplaner Nadler betonte beim Workshop in der Landesmusikschule, dass durch eine Begegnungszone das Durchfahren nicht verhindert wird. Das schafft man nur durch eine Fußgängerzone. Bei den gesammelten Ideen- bzw. Forderungskarten gab es über 50-mal die Nennung Fußgängerzone (gegenüber 30-mal Begegnungszone).

Die Prozessbegleitende Firma CIMA spricht sich in ihrer beim Workshop II präsentierten Expertise und im Innenstadt-Impulsprogramm für eine „konsequente Umsetzung einer Begegnungszone am Stadtplatz aus“. Bei der Präsentation am 2. Juli gab es daran viel Kritik. Wir Grüne schließen uns dem an und haben die Kritik an der einseitigen Bewertung einer Fußgängerzone in vier Punkten zusammengefasst:

  • Unzureichende Kriterien: Die Behandlung des Themas Fußgängerzone ist einseitig dargestellt. Kriterien wie Umweltauswirkung (Schadstoffausstoß) sowie künftige Mobilitätsentwicklung (der motorisierte Individualverkehr wird aus Klimaschutzgründen zurückgehen) fehlen gänzlich. Alle Welt redet von Klimaschutz. In dieser „Expertise“ wird er völlig ignoriert.
  • IST-Stand statt der gewünschten Entwicklung: Die Bewertung folgt einem IST-Stand und lässt künftige Entwicklungen außer Acht. So hätten aber z.B. Tourismus oder auch die Gastronomie viel mehr Potenzial. Das würde für die FUZO sprechen.
  • Fragwürdige Datenbasis: Als Basis für die Nicht-Akzeptanz der FUZO bei den Unternehmen wurde offensichtlich die „Umfrage“ des Stadtmarketings aus 2018 mit 24(!) Unternehmern genommen. Die Umfrage unter mehr als 220 Passanten, die eindeutig für die FUZO ausging, wurde hingegen nicht einmal erwähnt; auch nicht die Forderungen und Stellungnahmen für eine Fußgängerzone im Rahmen der Bürgerbeteiligung.
  • Durchfahrtsproblem ungelöst: Das Hauptproblem für eine Verkehrsberuhigung am Stadtplatz – das Durchfahren vieler Autos (ohne einzukaufen etc.) wird nicht erwähnt und lässt sich durch die vorgeschlagene Begegnungszone nicht lösen. Dafür bräuchte es nicht die vorgeschlagenen „gestalterischen“, sondern verkehrsorganisatorische Maßnahmen.

Fazit: Die Begegnungszone wird schöngeredet. Was bleibt von der versprochenen Aufenthaltsqualität, wenn nebenbei die Autos nach wie vor vorbeifahren, Lärm und Schadstoffe produzieren und den Platz aufheizen?

Aufruf zur Beteiligung

Am 10. April startet der Bürgerbeteiligungsprozess zur Innenstadtentwicklung. Dass es dazu kommt, ist ein Erfolg der Initiativen „Pro Fuzo“ und „Pro Innenstadt“, die sich im Sommer 2018 nach dem Mehrheitsbeschluss zur (befristeten) Auflösung der Fußgängerzone am Stadtplatz bildeten. Wir sind überzeugt, dass die Verkehrs-regelung am Stadtplatz (Fußgänger- oder Begegnungszone) nicht das Hauptproblem der Innenstadt darstellt. Es braucht eine Vision, wie urbanes Leben in Vöcklabruck unter den gegenwärtigen Herausforderungen (Einkaufszentren, Onlinehandel, leistbares Wohnen, Wohnen im Alter, Barrierefreiheit etc.) verwirklicht werden kann. Wir laden Sie/Dich ein mitzudenken und sich einzubringen

Termine des Bürgerbeteiligungsprozesses

  • „Zukunftswerkstatt Innenstadt“: 10. April um 19 Uhr im Stadtsaal
  • Workshop: 25. April um 19 Uhr im Wappensaal des Stadtsaals – Themen: Angebot/Branchenmix/Immobilien
  • Workshop: 8. Mai um 19 Uhr in der Landesmusikschule – Themen: Gestaltung/Aufenthaltsqualität/Verkehr
  • Workshop: 21. Mai um 19 Uhr im Wappensaal des Stadtsaals – Themen: Aktivitäten/Events/Kundenbindung/Organisation

Ideensammlung:

Bei den bisherigen Treffen von pro Fuzo und Pro Innenstadt wurden u.a. folgende Ideen genannt:

Treffpunkte/Begegnungsmöglichkeiten schaffen

  • Für Jugendliche (ohne Konsumzwang)
  • Für Mütter/Väter mit Kindern – „Krabbelcafè“
  • Öffentliche Spielgeräte in der Innenstadt

Neue Betriebe – Angebot vergrößern, Leerstand bespielen

Veranstaltungen, Verkehr, Sonstiges:

  • Fußgängerzone – zumindest von April bis September/Oktober (während Schanigartenzeit) – jede Woche bespielt
  • Wege zum Parkplatz Stadtpark attraktivieren – Passage bei Lothring
  • Ge(h)spräche: Führungen durch Privatpersonen mit Ende im Kaffeehaus, https://orte-noe.at/pinnwand/orte-gehspraeche
  • Plastikfreie Geschäfte, Marktstände, …
  • Innenstadtplan mit Geschäften/Lokalen/Dienstleistern, Parkplätzen, Wege
  • Ausstellungen

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